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© Michaela Bress
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Aus dem inhaltlichen Konzept einer Lehrschau wurde durch den spanischen Szenographen und documenta-Künstler Antoni Miralda eine Ausstellung, die das Alltägliche auf eine symbolisch-metaphorische Weise transformierte. Dass Hunger und Überfluss, Physiologie und Spiritualität, Moderne und Tradition, Genuss und Ekel, Fleischkonsum und Kannibalismus unmittelbar zusammen hängen, wurde durch die Ausstellung für viele Besucher erfahrbar.
Für den Themenpark entwarf Antoni Miralda eine Reihe von Installationen, die sämtlich um das Thema Essen kreisten: z. B. eine Pflanzenwand mit einer Vielfalt von Nahrungsmittelpflanzen, die ohne Boden kultiviert wurden, kopfüber nach unten wachsende Apfelbäume, 600 In-vitro-Kulturen von Kartoffelpflanzen oder lebende Tiere, sechzehn Grasnager aus Benin, die in einem wohnungsähnlichen Käfig lebten. Als Kontrastprogramm gab es tägliche Live-Performances am Infinity-Table. Im Mittelpunkt des Besucherinteresses stand ein überdimensionales Ei: ein Meisterstück der Natur. Und das Symbol des Lebens überhaupt.
Antoni Miranda wollte auf diese Weise gerade das Alltägliche deutlich machen: Essen ist weit mehr als bloße Aufnahme von Nahrung. Essen ist immer auch ein Akt der Kommunikation - mit der eigenen, aber auch mit fremden Kulturen. Die Ausstellung zeigte neue Spannungsfelder um das Thema Ernährung auf, wie z. B. die Verknappung der Ressourcen Wasser und Boden, auf die es heutzutage weder in der Wissenschaft noch in der Politik eindeutige Antworten gibt. Es wurde an diesen Themen klar, dass die Zukunft der Ernährung gegensätzliche Wege gehen wird. Biotechnologische und industrielle Verfahren werden bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln immer mehr an Bedeutung gewinnen. Im Gegenzug findet aber mancherorts eine Rückbesinnung auf die natürlichen Kreisläufe und auf eine nachhaltige Nutzung lokal vorhandener, natürlicher Ressourcen statt.
Ein Erlebnis der besonderen Art war während der gesamten Laufzeit für die Besucher das tägliche Kochen am Infinity Table. Köche aus mehr als 50 Ländern waren im Einsatz. Einmal pro Woche bereitete der Hannoveraner Spitzenkoch Matthias Westhuis Heuschrecken zu. Ein Spektakel, das sich zu einer Attraktion auswuchs und auf die bei weitem größte Publikumsresonanz stieß. Der Food Pavillion wurde an manchen Tagen von bis zu 30.000 Besuchern aufgesucht.
Aufsehen erregten auch einige der Weltweiten Projekte aus Afrika. Regelrecht umlagert war dabei regelmäßig das Grasnager-Projekt aus Benin, das die Domestizierung der Nager vorstellte. Kein Fall von Tierquälerei: Die Grasnager fühlten sich in ihrer von Antoni Miralda gestalteten Behausung so wohl, als wären sie hier schon immer zu Hause gewesen.
Der nach dem Vorbild menschlicher Wohnungen gebaute Stall regte zu Betrachtungen über das Verhältnis der Menschen zum Tier an. Eine Videoinstallation, die zeigte, wie die Tiere geschlachtet und gekocht werden, löste die widersprüchlichsten Empfindungen aus. Es wurde viel und angeregt diskutiert - der Zweck war erreicht.
Der Food Pavilion hatte einen eigenen, ebenfalls von dem Szenographen Antoni Miralda gestalteten Internet-Auftritt, über den sich auch nach dem Ende der EXPO Informationen über wichtige Projekte abrufen lassen. Einer der wichtigsten Bestandteile der Internet-Präsentation waren fünf Gesprächsrunden zu den zentralen Zukunftsfragen der Welternährung, bei denen angeregt und fachkundig diskutiert wurde: www.foodculture.com
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